Welche Haustypen haben welche Renovierungsbedarfe? Der praktische Überblick für 2025
1 Dez
von Antoinette Adam 0 Kommentare

Altbauten: Der Sanierungsstau, den du nicht ignorieren kannst

Ein Haus aus den 1920er Jahren sieht charmant aus - mit hohen Decken, Holzdielen und Stuck an den Wänden. Aber hinter der Fassade steckt ein Problem, das viele erst entdecken, wenn es zu spät ist: 92% aller Altbauten vor 1949 brauchen dringend eine neue Elektroinstallation. In 87% der Fälle ist die Heizung veraltet, und in 76% ist das Dach undicht oder nicht gedämmt. Die durchschnittlichen Sanierungskosten liegen bei 380 bis 450 Euro pro Quadratmeter - das ist mehr als doppelt so viel wie bei einem modernen Fertighaus.

Warum so viel? Weil alte Mauern oft keine Dämmung haben, Fenster undicht sind und die Rohre aus Blei oder Gusseisen stammen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) sagt: Unsanierte Altbauten verbrauchen durchschnittlich 285 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Nach einer Sanierung sinkt der Wert auf unter 75 kWh. Das ist kein Luxus - das ist Pflicht. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt seit 2020 vor, dass Heizungen ab 30 Jahren ausgetauscht werden müssen. Wer ein Haus aus der Gründerzeit kauft, kauft auch eine Sanierungsrechnung mit - oft für 120.000 Euro oder mehr.

Und es gibt eine Falle: Viele Besitzer beginnen mit neuen Farben oder neuen Böden. Doch das ist kosmetisch. Die echten Probleme liegen im Keller, im Dach und hinter den Wänden. Experten wie Architektin Sabine Müller warnen: Wer die historische Bausubstanz nicht versteht, macht Schimmel oder Feuchtigkeitsschäden nur schlimmer. Spezielle Dämmtechniken, wie innenliegende Dämmung, sind oft nötig - und nicht jeder Handwerker kann das.

Massivhäuser aus den 70er und 80er Jahren: Die Mitte der Sanierungs-Welle

Massivhäuser aus den 1970er und 1980er Jahren sind die häufigsten Sanierungsobjekte in Deutschland. Sie sind stabil, aber schlecht gedämmt. Die Fassade ist oft nur aus Ziegel oder Beton - ohne Wärmedämmung. Nach 30 bis 40 Jahren kommt der Zeitpunkt, an dem die Außenwände gedämmt werden müssen. Die Kosten liegen zwischen 120 und 180 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommt: Die Fenster sind meist einfach verglast, die Heizung alt, und die Elektrik veraltet.

Im Durchschnitt brauchen diese Häuser 3,2 energetische Sanierungsmaßnahmen. Das ist weniger als bei Altbauten, aber immer noch viel. Ein Nutzer auf Hausfrage.net beschreibt: „Nach 45 Jahren musste ich die komplette Elektroinstallation erneuern - 18.500 Euro für 140 Quadratmeter.“ Das ist kein Einzelfall. Die durchschnittlichen Gesamtkosten liegen bei 320 bis 380 Euro pro Quadratmeter.

Der Vorteil? Die Bausubstanz ist robust. Die Wände halten Jahrzehnte. Deshalb ist es oft sinnvoller, sie zu sanieren, als abzureißen. Aber wer hier nur die Fassade neu macht, ohne Fenster und Heizung zu tauschen, verschwendet Geld. Die Amortisationszeit liegt bei 8 bis 10 Jahren - das ist besser als bei Altbauten, aber nur, wenn du alles auf einmal machst.

Holzhäuser: Schnell zu sanieren - aber anfällig

Holzhäuser sind oft günstiger zu bauen, aber sie brauchen mehr Pflege. Alle 15 bis 20 Jahre muss die Holzkonstruktion auf Feuchtigkeit, Schimmel oder Insektenbefall geprüft werden. Das ist kein „vielleicht“, das ist eine Notwendigkeit. Der Deutsche Holzschutzverband sagt: Wenn du das ignorierst, kann das ganze Haus instabil werden.

Die Sanierungskosten liegen bei 85 bis 110 Euro pro Quadratmeter - deutlich niedriger als bei Massivhäusern. Und sie sind schneller erledigt: Ein Bericht auf holzbaublog.de beschreibt, wie ein Holzhaus aus den 1990ern in nur drei Wochen komplett saniert wurde. Warum? Weil die Materialien leicht zugänglich sind und die Konstruktion klar strukturiert ist.

Aber Achtung: Du kannst nicht einfach ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) anbringen. Das verhindert die natürliche Feuchtigkeitsregulierung des Holzes. Stattdessen brauchst du innenliegende Dämmung oder spezielle Holzdämmplatten. Die durchschnittlichen Gesamtkosten liegen bei 290 bis 350 Euro pro Quadratmeter - günstiger als bei den meisten anderen Typen. Aber nur, wenn du den richtigen Handwerker findest. Viele versuchen es mit Standard-Techniken - und das endet teuer.

Betonhaus aus den 70ern mit neuem Wärmedämmverbund und Fensteraustausch im Herbstlicht.

Fertighäuser: Präzise, aber mit versteckten Schwachstellen

Fertighäuser klingen wie der Traum: alles fertig, schnell gebaut, günstig. Aber nach 25 bis 30 Jahren kommen die Probleme: die Verbindungen zwischen den Modulen. Das sind die Stellen, wo die einzelnen Bauteile aufeinandertreffen. Dort sammelt sich Feuchtigkeit, Dichtungen alternd, und es entstehen Zugluft und Wärmebrücken.

Die Sanierungskosten liegen bei 95 bis 130 Euro pro Quadratmeter - aber das ist nur der Anfang. Die Gesamtkosten für eine vollständige Sanierung liegen bei 310 bis 370 Euro pro Quadratmeter. Warum? Weil du nicht einfach nur die Fassade erneuern kannst. Du musst die Anschlüsse prüfen, neu dichten, manchmal sogar einzelne Module austauschen. Ein Nutzer auf toom.de berichtet: „Die Sanierung der Anschlüsse war komplexer als erwartet - die Firma musste spezielle Dichtungstechniken anwenden, was die Kosten um 22% erhöhte.“

Der Vorteil: Du hast eine genaue Baupläne. Alles ist dokumentiert. Das macht die Planung einfacher als bei Altbauten. Die durchschnittliche Anzahl an Sanierungsmaßnahmen liegt bei 2,7 - niedriger als bei Massivhäusern. Aber nur, wenn du die richtigen Fachleute hinzuziehst. Viele Handwerker kennen Fertighäuser nicht - und machen dann Dinge falsch.

Ausbauhäuser: Der teure Irrtum

Ausbauhäuser versprechen: Du sparst Geld, weil du den Innenausbau selbst machst. Aber das ist eine Illusion. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Angewandte Psychologie (DGAP) sagt: 78% der Hausbesitzer setzen die falschen Prioritäten - sie renovieren zuerst die Küche, nicht die Dämmung. Bei Ausbauhäusern ist das besonders gefährlich.

Warum? Weil der Innenausbau oft von Laien gemacht wurde - ohne Fachkenntnis, ohne Dämmung, ohne Feuchtigkeitsschutz. Die Folge: Schimmel, Kältebrücken, undichte Fenster. Der Sanierungsbedarf liegt bei 4,1 Maßnahmen - höher als bei Massivhäusern. Die Kosten liegen bei 360 bis 420 Euro pro Quadratmeter - und das ist oft 35% über dem ursprünglichen Budget.

Ein Nutzer auf ImmobilienScout24 schreibt: „Ich dachte, ich spare Geld mit dem Ausbauhaus. Aber die Renovierungskosten lagen 38% über Budget, weil viele Arbeiten nicht fachgerecht ausgeführt wurden.“ Der Deutsche Mieterbund warnt vor „schleichender Verwertung“: Viele Eigentümer unterschätzen den Aufwand so stark, dass sie am Ende mehr ausgeben als bei einem schlüsselfertigen Haus.

Die einzige Lösung: Bevor du anfängst, mach eine umfassende Bestandsaufnahme. Lass alle Wände, Decken und Böden prüfen. Das dauert zwei Wochen - aber es erspart dir später Tausende.

Holzhaus im Querschnitt mit spezieller Innendämmung und Feuchtigkeitsmessgerät.

Was du jetzt tun kannst: Die 5 Schritte für eine erfolgreiche Sanierung

  1. Prüfe zuerst die Bausubstanz - nicht die Farbe. Dach, Keller, Fundamente, Außenwände. Wenn das kaputt ist, bringt neue Tapete nichts.
  2. Finde den richtigen Experten - nicht jeder Handwerker kann Altbauten oder Holzhäuser sanieren. Frag nach Referenzen. Suche nach Zertifikaten wie „Energieberater“ oder „Holzschutzfachkraft“.
  3. Setze Prioritäten nach Energieeffizienz - Dämmung, Fenster, Heizung. Das bringt die größten Einsparungen. Die Förderung von BAFA und KfW deckt bis zu 27,5% der Kosten ab - nutze sie.
  4. Plane nicht nur die Kosten, sondern auch die Zeit - Altbauten brauchen 4-6 Wochen für Dach und Keller, Fertighäuser 1,5 Wochen für Dokumentation. Unterbrechungen sind teuer.
  5. Vermeide „Kosmetik“ - Neue Böden, neue Farben, neue Lampen: Das kannst du später machen. Erst die Struktur, dann der Look.

Die Zukunft: Was sich bis 2030 ändern wird

Die Sanierungsrate in Deutschland liegt bei nur 1% pro Jahr. Experten sagen: Wir brauchen 2,5%. Sonst erreichen wir die Klimaziele nicht. Bis 2030 wird sich der Sanierungsmarkt auf 142 Milliarden Euro verdoppeln. Die Förderung steigt: BAFA zahlt jetzt bis zu 25% Zuschuss, KfW bis zu 27,5% Tilgungszuschuss für Altbauten.

Digitalisierung macht Sanierungen besser. BIM (Building Information Modeling) wird immer häufiger genutzt - von 18% im Jahr 2022 auf 37% im Jahr 2023. Das bedeutet: Du bekommst einen digitalen Zwilling deines Hauses - mit allen Rohren, Leitungen und Bauteilen. So findest du Fehler, bevor sie teuer werden.

Und es gibt eine Warnung: Der Markt spaltet sich. Eigentümer sanieren ihre Wohnungen mit 7,2% jährlichem Wachstum. Mieterwohnungen stagnieren bei 1,8%. Wer heute kauft, muss wissen: Sanieren ist keine Option mehr. Es ist Pflicht - und es wird immer teurer.

Antoinette Adam

Antoinette Adam

Ich bin Tischlermeisterin mit eigener Werkstatt in Innsbruck und fertige maßgefertigte Möbel und Innenausbauten. Neben meiner Arbeit schreibe ich gerne über immobilienbezogene Themen aus handwerklicher Perspektive. Ich liebe es, technische Details verständlich zu erklären.

Tischlerei Innentüren Einblick