Sanitärinstallation im Bad selbst durchführen: Chancen, Risiken und praktische Tipps
2 Dez
von Antoinette Adam 0 Kommentare

Ein neues Waschbecken, eine moderne Dusche, ein wandhängendes WC - viele Menschen träumen davon, ihr Bad selbst zu renovieren. Die Versuchung ist groß: Sanitärinstallation im Bad selbst durchführen spart Geld, gibt Kontrolle und macht stolz. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Oder läuft man Gefahr, am Ende einen Wasserschaden zu verursachen, der mehr kostet als ein Profi? Hier ist die ehrliche Antwort - mit Zahlen, Erfahrungen und klaren Regeln.

Was du wirklich sparen kannst (und was nicht)

Ein professioneller Sanitärinstallateur verlangt zwischen 85 und 120 Euro pro Stunde. Für eine komplette Badrenovierung mit neuen Rohren, WC, Waschbecken und Dusche kommen schnell 2.000 bis 4.000 Euro an Arbeitskosten zusammen. Wenn du alles selbst machst, zahlst du nur die Materialien - meist zwischen 800 und 2.500 Euro. Das klingt nach einer Einsparung von bis zu 2.000 Euro. Aber: Das ist nur die halbe Wahrheit.

Statista zeigt: 38 Prozent der deutschen Hausbesitzer führen Sanitärarbeiten selbst durch. Der Hauptgrund? Geld sparen. Doch laut HDI-Versicherung entstehen 23 Prozent aller Wasserschäden in Privathaushalten durch unsachgemäße Eigenleistungen. Der durchschnittliche Schaden? 4.850 Euro. Wenn du ein Rohr falsch anschließt und es nach drei Monaten platzt, während du im Urlaub bist, zahlt die Versicherung oft nichts. 61 Prozent der Versicherer lehnen solche Schäden ab, wenn nachweislich eine Eigeninstallation vorlag.

Also: Du sparst Geld - aber nur, wenn alles perfekt läuft. Und das ist selten der Fall.

Was kannst du wirklich selbst machen?

Nicht alles ist gleich schwierig. Ein einfacher Austausch ist machbar. Ein komplett neues System? Fast unmöglich ohne Erfahrung.

  • Einfach: Waschbecken, Armaturen, Duschkopf, Ablaufgitter. Mit modernen Stecksystemen wie Geberit Monolith oder OBI EasyFit geht das in 2-3 Stunden. Viele Nutzer berichten von Erfolgen - etwa ‘Badheld92’ auf Reddit, der sein Waschbecken mit einer Hornbach-Anleitung in drei Stunden montierte und 350 Euro sparte.
  • Mittel: Badewanne oder Duschtasse einbauen. Hier kommt es auf das Gefälle der Abwasserrohre an. Sie müssen mindestens 2 Prozent Neigung haben - das sind 2 cm pro Meter. Ein Fehler von nur 1 cm kann zu langsamem Abfluss oder Rückstau führen. Mit Wasserwaage und genauen Maßen geht es, aber du brauchst Geduld.
  • Nicht empfohlen: Wandhängende WCs, komplexe Abwasserleitungen, Neuleitungen in alten Häusern. Ein wandhängendes WC braucht ein Vorwandelement, das in die Wand eingebaut wird. Es muss exakt ausgerichtet sein - Abweichungen von mehr als 3 Millimetern führen laut Handwerkskammer Köln in 92 Prozent der Fälle zu Undichtigkeiten. Und bei Häusern vor 1990? Da sind oft noch Zinkrohre. Die lassen sich nicht mit modernen Kunststoffrohren verbinden - ohne spezielle Übergangsstücke.

Ein Vergleich von Selbermachen.de zeigt: 61 Prozent der DIY-Installationen waren erfolgreich. Aber 78 Prozent davon betrafen nur einfache Armaturen. Bei wandhängenden WCs lag die Erfolgsquote bei nur 34 Prozent - ohne Nachbesserung durch einen Profi.

Die drei größten Fehler (und wie du sie vermeidest)

Die meisten Probleme kommen nicht von fehlendem Geschick, sondern von falscher Annahme.

  1. Falsche Rohrgröße: Ein Duschablauf braucht mindestens 50 Millimeter Durchmesser. Eine Badewanne braucht 100 Millimeter. Martin Liehr, Sanitärmeister mit 15 Jahren Erfahrung, sagt: „50-Millimeter-Rohre für Duschen sind minimal. Weniger führt zu Rückstau - und das ist kein kleiner Ärger, das ist ein Wasserschaden.“
  2. Falsches Silikon: Du kannst nicht einfach jedes Silikon aus dem Baumarkt nehmen. Für Nassräume brauchst du Silikon nach DIN EN 1451 - speziell für Badezimmer. Prof. Dr. Klaus Weber von der TU München sagt: „42 Prozent der selbst installierten Fugen nutzen ungeeignetes Universal-Silikon. Das wird nach einigen Monaten brüchig - und tropft.“
  3. Kein Drucktest: Bevor du Fliesen verlegst, musst du die Frischwasserleitungen auf Dichtigkeit prüfen. Mit einem Manometer. Mindestens 3 bar Druck müssen 15 Minuten stabil bleiben. Wer das überspringt, spielt mit Feuer. Ein Leck unter der Fliese? Du musst alles wieder aufbrechen.
Wasser dringt durch Fliesen, verstecktes Leck zeigt alte Zinkrohre.

Was du brauchst - Werkzeug und Material

Kein Bohrer, keine Zange, kein Problem? Falsch. Du brauchst echtes Werkzeug - nicht das von deinem Vater aus den 90ern.

  • Rohrzange: Ab 25 Euro bei Toom. Nicht die billige, die sich nach drei Drehungen verbiegt.
  • Rohrschneider: Für Kupfer oder Kunststoffrohre. Eine Säge reicht nicht - du brauchst saubere, senkrechte Schnitte.
  • Wasserwaage: Mindestens 60 cm lang. Für die richtige Neigung der Abwasserrohre.
  • Manometer: Für den Drucktest. Kaufen oder leihen - aber nicht ignorieren.
  • Übergangsstücke: Wenn du in ein altes Haus ziehst. Zink auf Kunststoff? Brauchst du spezielle Kupplungen.
  • Spezialdichtungen: Geberits „Silent-System“-Dichtmanschetten oder ähnliche Produkte für saubere, langlebige Verbindungen.

Und vergiss nicht: Einige Baumärkte wie Toom und Hornbach bieten mittlerweile kostenlose Workshops an. Toom veranstaltet monatlich 127 Badsanierungs-Kurse deutschlandweit - mit durchschnittlich 15 Teilnehmern pro Termin. Das ist nicht nur praktisch, das ist fast eine Pflicht für Anfänger.

Wann du unbedingt einen Profi brauchst

Es gibt Situationen, in denen du nicht nur Geld, sondern auch deine Haftung riskierst.

Wenn du:

  • Abwasserleitungen neu verlegst - besonders in Mehrfamilienhäusern. Hier gilt DIN 18065. Fehler können ganze Stockwerke betreffen.
  • Ein neues Heizungsrohr in die Wand einlässt. Das ist kein Sanitär, das ist Heizungsinstallation - und das braucht eine Fachgenehmigung.
  • Die Abwasserleitung durch die Bodenplatte führen willst. Das ist ein Tragwerks-Eingriff. Ohne Baugenehmigung illegal.
  • Dein Haus ist vor 1990 gebaut und du nicht weißt, welche Rohre drin sind. Zink, Asbest, Blei - das ist ein Risiko, das du nicht selbst bewerten kannst.

Die Handwerkskammer München sagt es klar: „Die Rohinstallation ist reglementiert. Ein Fehler hier kostet nicht nur Geld - er gefährdet das ganze Haus.“

Vergleich: Zufriedener Heimwerker neben frisch installiertem Waschbecken vs. überflutetes Bad.

Die Zukunft: Werde zum Smart-Heimwerker

Es gibt neue Technologien, die DIY sicherer machen - und sie kommen schneller, als du denkst.

Im September 2023 hat Geberit „Monolith Easy“ auf den Markt gebracht: ein System, das die Installation von wandhängenden WCs um 50 Prozent vereinfacht. Unabhängige Tests im Sanitär-Journal bestätigen: Fehlerquote sinkt von 30 auf 15 Prozent.

Bald kommt der „LeakStopper“ von Bosch - ein Smart-Sensor, der in Echtzeit Lecks erkennt und dich warnt. Hersteller versprechen: Reduzierung von Wasserschäden bei Eigeninstallationen um bis zu 75 Prozent. Das ist kein Science-Fiction - es kommt im ersten Quartal 2024.

Und die Anleitungen? Sie werden besser. YouTube hat über 15.000 deutschsprachige Badsanierungs-Videos. Geberit, OBI und Toom bieten 24/7-Telefonhotlines für registrierte Nutzer. Laut einer Umfrage von 320 DIYern erhöhen diese Videos die Erfolgsquote um 35 Prozent.

Entscheide dich klug - nicht impulsiv

Willst du dein Bad selbst renovieren? Dann tu es - aber nur, wenn du weißt, was du tust.

Wenn du nur ein Waschbecken oder eine neue Dusche austauschen willst: Mach es. Nutze Stecksysteme, kaufe spezielles Silikon, mache den Drucktest. Du sparst Geld und lernst etwas.

Wenn du Rohre verlegen willst, ein WC in die Wand setzen oder in einem alten Haus arbeitest: Lass es. Ein Profi kostet 1.000 Euro mehr - aber er verhindert einen Schaden von 5.000 Euro. Und er nimmt die Haftung.

Die meisten, die es selbst versuchen, sind am Ende zufrieden - aber nur, wenn sie die Grenzen kennen. Diejenigen, die alles versuchen, ohne zu wissen, wo sie enden, zahlen am Ende doppelt.

Dein Bad ist kein Spielplatz. Es ist ein System aus Wasser, Druck und Dichtigkeit. Respektiere es - und du wirst belohnt. Unterschätze es - und du wirst es bereuen.

Antoinette Adam

Antoinette Adam

Ich bin Tischlermeisterin mit eigener Werkstatt in Innsbruck und fertige maßgefertigte Möbel und Innenausbauten. Neben meiner Arbeit schreibe ich gerne über immobilienbezogene Themen aus handwerklicher Perspektive. Ich liebe es, technische Details verständlich zu erklären.

Tischlerei Innentüren Einblick