FI-Schutzschalter installieren: So sichern Sie Ihr Zuhause vor elektrischen Gefahren
5 Nov
von Marlene Wiesner 0 Kommentare

Stellen Sie sich vor: Sie greifen nach einem defekten Wasserkocher, und plötzlich fließt Strom durch Ihren Körper. In weniger als einer halben Sekunde könnte das tödlich sein. Doch es gibt ein Gerät, das genau das verhindert: den FI-Schutzschalter. In deutschen Wohnungen ist er heute Standard - doch viele wissen nicht, wie er funktioniert, warum er so wichtig ist und was bei der Installation schiefgehen kann.

Was ist ein FI-Schutzschalter und warum brauchen Sie ihn?

Ein FI-Schutzschalter (Fehlerstrom-Schutzschalter) ist kein gewöhnlicher Sicherungsautomat. Während herkömmliche Sicherungen nur bei Überlast oder Kurzschluss anspringen, schützt der FI-Schalter vor dem eigentlichen Killer in der Hausinstallation: dem elektrischen Schlag. Er misst kontinuierlich, ob der Strom, der in einen Stromkreis hineinfließt, auch wieder vollständig herauskommt. Wenn ein Teil des Stroms - etwa durch einen defekten Kabelmantel oder einen nassen Stecker - in den Boden oder in Ihren Körper abfließt, bricht er den Strom innerhalb von 300 Millisekunden ab. Das ist schneller, als Ihr Herz einen Rhythmus verlieren kann.

In Deutschland ist er seit 2009 Pflicht für alle neuen Wohngebäude - nicht nur für Steckdosen, sondern auch für Beleuchtungskreise. Die aktuelle Norm VDE 0100-410:2018-10 schreibt vor: Jeder Steckdosenkreis in Wohnräumen, Bädern, Küchen, Garagen und Außenbereichen muss mit einem FI-Schutzschalter mit 30 Milliampere (mA) Empfindlichkeit gesichert sein. Das ist der Grenzwert, ab dem ein Stromschlag für den Menschen lebensgefährlich wird.

Typ A, Typ B - welcher FI-Schalter ist der richtige?

Nicht alle FI-Schutzschalter sind gleich. Der Unterschied liegt in der Art des Fehlstroms, den sie erkennen können.

  • Typ AC: Reagiert nur auf sinusförmige Wechselströme. Wird heute fast nur noch in alten Anlagen gefunden. Nicht mehr empfohlen.
  • Typ A: Erkennt Wechselströme und pulsierende Gleichströme - wie sie von Waschmaschinen, Spülmaschinen, LED-Lampen oder Ladegeräten erzeugt werden. Das ist der Standard für fast alle privaten Haushalte. 85 % aller in Deutschland verkauften FI-Schalter sind Typ A.
  • Typ B: Erkennt zusätzlich glatte Gleichströme - wie sie von Solaranlagen, Elektroautos, modernen LED-Trafos oder Wallboxen stammen. Diese Geräte werden immer häufiger, doch in 90 % der Bestandsbauten fehlt noch Typ B.

Ein Typ-A-FI-Schalter kostet zwischen 35 und 45 Euro. Ein Typ-B-Gerät liegt bei 60 bis 75 Euro. Das mag viel erscheinen, doch die Sicherheitslücke ist real: Moderne Geräte mit Gleichrichtern können gefährliche Gleichfehlerströme erzeugen, die Typ A nicht bemerkt. Das Institut für Elektrische Anlagen der RWTH Aachen warnt: „In vielen Häusern mit Solaranlagen oder Wallboxen ist der FI-Schalter blind für den gefährlichsten Fehlerstrom.“

Ab 2025 soll Typ B in allen Neubauten verpflichtend sein - eine Reaktion auf die steigende Zahl von Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien. Die Bundesnetzagentur prognostiziert bis 2030 eine Verdopplung der Nachfrage. Bis dahin ist Typ A für die meisten Haushalte ausreichend - aber nur, wenn Sie keine Wallbox, keine Solaranlage oder keine modernen LED-Systeme haben.

Wo wird der FI-Schutzschalter eingebaut?

Die Position ist entscheidend. Der FI-Schutzschalter muss immer hinter dem Stromzähler und vor den Leitungsschutzschaltern (den normalen Sicherungen) installiert werden. Das ist kein Detail - das ist die Grundregel der Elektroinstallation.

Warum? Weil er den gesamten Stromkreis überwachen muss. Wenn er nach den Sicherungen steht, kann er keinen Fehler im Kabel zwischen Zähler und Sicherung erkennen. Und wenn er vor dem Zähler steht, würde er den Strom aus dem Netz blockieren - was unmöglich ist.

Bei einphasigen Anlagen (typisch in Wohnungen) wird ein zweipoliger FI-Schalter verwendet: Er schaltet L (Phase) und N (Neutralleiter) gleichzeitig ab. Bei dreiphasigen Anlagen (z. B. bei größeren Häusern oder mit Heizung) braucht man einen vierpoligen FI-Schalter - mit Anschlüssen für L1, L2, L3 und N.

Wichtig: Der Schutzleiter (grün-gelb) wird nicht durch den FI-Schalter geführt. Er wird direkt an die Schutzleiterklemme im Verteilerkasten angeschlossen. Wer das falsch macht, gefährdet nicht nur sich selbst - er macht den ganzen Schutz unnötig.

Ein FI-Schutzschalter unterbricht gefährlichen Stromfluss, bevor er einen Menschen erreicht.

Wie wird ein FI-Schutzschalter richtig installiert?

Die Installation ist technisch nicht schwer - aber sie ist verboten, wenn Sie kein Elektriker sind. Laut deutschem Recht dürfen nur zugelassene Elektrofachbetriebe FI-Schutzschalter einbauen. Warum? Weil ein einziger Fehler tödlich sein kann.

Ein typischer Installationsablauf sieht so aus:

  1. Die Hauptsicherung wird abgeschaltet - und mit einem Multimeter überprüft, ob wirklich keine Spannung mehr anliegt.
  2. Der FI-Schalter wird auf die DIN-Schiene im Verteilerkasten geklickt: Obere Klammer einhaken, dann unten festdrücken, bis er einrastet.
  3. Die Leiter werden korrekt angeschlossen: L1, L2, L3 und N an die entsprechenden Klemmen. Die Abisolierlänge muss exakt 12 mm betragen - zu kurz, und der Kontakt ist schlecht; zu lang, und es kann zu Kurzschlüssen kommen.
  4. Die Anschlussschrauben werden mit einem Drehmoment von 2,8 Newtonmetern festgezogen. Ein Schraubendreher reicht nicht - man braucht ein Drehmomentschlüssel. Wer das nicht macht, riskiert lose Kontakte, die sich erwärmen und zu Bränden führen können.
  5. Der Schutzleiter wird separat an die Schutzleiterklemme angeschlossen - niemals über den FI-Schalter.
  6. Am Ende wird die Prüftaste gedrückt: Der Schalter muss sofort auslösen. Wenn nicht, ist er defekt oder falsch angeschlossen.

Ein Fehler, den viele Heimwerker machen: Sie verwechseln L und N. Ein Nutzer auf Reddit berichtet: „Habe selbst einen FI-Schalter eingebaut - falsche Polung an der N-Klemme. Kurzschluss. Drei Sicherungen kaputt. 280 Euro Reparatur.“

Was kostet die Installation?

Ein Elektriker verlangt in Deutschland im Durchschnitt 150 bis 250 Euro, um einen FI-Schutzschalter einzubauen - je nach Anzahl der Stromkreise und dem Zustand des Verteilers. Wenn Ihr Schaltschrank alt ist und nicht für FI-Schalter vorbereitet wurde (was in 47 % der Bestandsbauten der Fall ist, wie ein Elektromeister aus München berichtet), kommen noch 80 bis 100 Euro hinzu - für neue Schienen, Klemmen oder Umrüstung der Leitungen.

Die Kosten für den Schalter selbst sind klein im Vergleich: Ein Typ A kostet 40 Euro, ein Typ B 70 Euro. Die Installation ist der größte Teil der Ausgabe - und auch der wichtigste. Ein billiger Schalter, der falsch montiert ist, ist gefährlicher als gar keiner.

Elektriker prüft mit Drehmomentschlüssel die Anschlüsse eines FI-Schutzschalters.

Warum sollten Sie nicht selbst installieren?

Es gibt viele YouTube-Videos, die zeigen, wie man „einfach“ einen FI-Schalter einbaut. Aber die meisten zeigen nicht, was passiert, wenn man etwas falsch macht.

Die VDE warnt: „Jährlich werden in Deutschland durch unsachgemäße Installation von FI-Schutzschaltern etwa 120 Brandursachen dokumentiert - das sind 8 % aller elektrischen Brände.“

Ein falsch angeschlossener Schutzleiter, eine zu schwache Schraubenverbindung, ein verwechselter Neutralleiter - all das führt nicht nur zu einem nicht funktionierenden Schutz, sondern zu einem versteckten Risiko. Der Schalter scheint zu funktionieren - bis der Moment kommt, in dem er gebraucht wird. Dann bleibt er still. Und das ist der schlimmste Fall.

Elektrofachbetriebe haben nicht nur die Ausbildung - sie haben auch die Prüfgeräte, die Messprotokolle und die Haftpflichtversicherung. Wenn etwas schiefgeht, ist der Schaden gedeckt. Bei Eigenleistung ist das nicht der Fall.

Wie oft muss ein FI-Schutzschalter geprüft werden?

Ein FI-Schutzschalter ist kein „Einmal-kaufen-und-vergessen“-Produkt. Er hat eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren. Danach nimmt seine Empfindlichkeit ab - er reagiert langsamer oder gar nicht mehr.

Die Empfehlung des ZVEH ist klar: Testen Sie den Schalter alle drei Monate mit der Prüftaste. Drücken Sie sie - er muss sofort auslösen. Wenn nicht, ist er defekt. Tauschen Sie ihn aus. Keine Ausreden.

Und wenn Ihr Haus älter als 2000 ist: Lassen Sie eine fachliche Prüfung durchführen. Viele alte Installationen haben gar keinen FI-Schutz. Oder nur einen Typ AC - der heute nicht mehr ausreicht.

Was kommt als Nächstes?

Die Zukunft der elektrischen Sicherheit heißt digital. Forscher am Fraunhofer ISE arbeiten an Schutzschaltern, die nicht nur auslösen, sondern auch analysieren: „Welcher Fehler ist es? Ist es ein Gleichstrom? Ein Wechselstrom? Ein feuchter Stecker?“ Diese Geräte sollen unnötige Abschaltungen vermeiden - etwa wenn ein Kühlschrank kurz einen Impuls sendet.

Ab 2025 wird Typ B in Neubauten Pflicht. Die Preise werden zunächst steigen - die Produktion muss hochgefahren werden. Aber langfristig wird sich das auszahlen: Weniger Brände, weniger Stromunfälle, mehr Sicherheit für Familien.

Die Technik ist da. Die Normen sind da. Die Kosten sind tragbar. Was fehlt, ist nur die Handlung - und die Erkenntnis: Elektrische Sicherheit ist kein Luxus. Sie ist die Grundlage dafür, dass Sie abends in Ihr Haus kommen - und sicher sind, dass nichts passiert.

Marlene Wiesner

Marlene Wiesner

Ich bin Tischlerin mit über 20 Jahren Erfahrung und spezialisiere mich auf Innentüren. Neben meiner handwerklichen Tätigkeit schreibe ich leidenschaftlich gerne über meine Projekte und teile Tipps und Tricks.

Tischlerei Innentüren Einblick