Stellen Sie sich vor, Sie zahlen jeden Monat mehr für Heizung und Warmwasser, ohne zu wissen, warum. Ihr Nachbar spart 15 %, während Sie einfach weiterzahlen. Das ist kein Zufall - es ist ein System, das nicht funktioniert. Doch es gibt eine Lösung: Energiemonitoring in Mietimmobilien. Es ist nicht nur ein technisches Feature, sondern ein Werkzeug, das Mieter und Vermieter gemeinsam kostengünstiger und nachhaltiger wohnen lässt.
Warum Energiemonitoring in Mietwohnungen nötig ist
In Deutschland verbrauchen Wohngebäude mehr als 80 % ihrer Energie für Heizung und Warmwasser. Das ist kein Geheimnis. Doch was viele nicht wissen: In Mehrfamilienhäusern ist der Verbrauch oft ungleich verteilt. Ein Mieter heizt die Wohnung auf 24 °C, der andere hält es bei 18 °C - und am Ende zahlt jeder denselben Betrag. Das ist unfair. Und es ist verschwendet.
Seit 2022 schreibt das Heizkostenabrechnungsgesetz (HeizKG) in Österreich monatliche Verbrauchsinformationen vor. In Deutschland wird es mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) und dem geplanten Gesetz zur Digitalisierung der Energieabrechnung ab 2026 immer verbindlicher. Mieter haben ein Recht auf Transparenz. Und Vermieter haben eine Chance: Wer den Verbrauch sichtbar macht, kann Einsparungen erzielen - und zwar bei beiden Seiten.
Eine Studie der Deutschen Energieagentur (Dena) zeigt: Mieter, die ihren Verbrauch monatlich sehen, senken ihre Nebenkosten durch bewusstes Verhalten durchschnittlich um 12,7 %. Das ist kein kleiner Betrag. Das sind 50 bis 100 Euro pro Jahr pro Wohnung. Multiplizieren Sie das mit 20 Wohnungen - das sind 1.000 bis 2.000 Euro, die einfach so sparen lassen.
Wie Energiemonitoring-Systeme funktionieren
Ein modernes Energiemonitoring-System besteht aus drei Teilen: Messgeräte, eine zentrale Plattform und eine Anzeige für Mieter und Vermieter.
Die Messgeräte - meist kleine, digitale Sensoren - werden an Heizungsverteiler, Stromzähler und Wasserleitungen installiert. Sie erfassen den Verbrauch nicht nur monatlich, sondern alle 15 Minuten. Einige Systeme messen sogar sekundengenau. Diese Daten werden über Funk oder Kabel an eine zentrale Software gesendet. Dort werden sie analysiert, verglichen und visualisiert.
Die Mieter bekommen eine App oder ein Webportal, in dem sie sehen:
„Heute haben Sie 2,3 kWh mehr verbraucht als gestern.“ Oder:
„Ihre Heizung läuft seit 4 Stunden ohne Pause - möglicherweise ein Fenster offen.“ Die Vermieter oder Hausverwalter sehen dieselben Daten - aber mit zusätzlichen Funktionen: Alarme bei Auffälligkeiten, Fehlermeldungen, Vergleiche zwischen Wohnungen, Trends über Monate.
Einige Systeme, wie das
agardio-System von Hager, erkennen sogar technische Defekte. In einem Pilotprojekt der SWBB in Bietigheim wurde innerhalb von zwei Wochen ein defekter Thermostat in der Fußbodenheizung erkannt - ein Fehler, der sonst monatelang unentdeckt geblieben wäre. Die Folge: Direkte Einsparungen von mehr als 800 Euro im ersten Jahr.
Was die besten Systeme können - und was nicht
Nicht alle Systeme sind gleich. Hier ist ein Vergleich der wichtigsten Anbieter und ihre Stärken:
Energiemonitoring-Systeme im Vergleich: Funktionen, Kosten und Nutzen
| Anbieter |
Stärken |
Schwächen |
Kosten pro Wohnung |
Amortisationszeit |
| Hager agardio |
Fehlererkennung, Netzqualitätsverbesserung, Integration von PV und Speichern |
Installationsaufwand, benötigt technisches Wissen |
120-150 € |
18-20 Monate |
| Noventic |
Alle Energieträger in einer Plattform, intuitive Bedienung, KI-Vorhersage |
Keine direkte Abrechnungsintegration |
100-130 € |
16-22 Monate |
| metr Systems |
Alarme bei Verbrauchsspitzen, hohe Nutzerzufriedenheit, schnelle Reaktionszeit |
Teurer Support, geringere Marktreichweite |
80-110 € |
14-18 Monate |
| ABB Smart EMS |
Nahtlose Integration in Abrechnungssysteme, geringer Verwaltungsaufwand |
Komplexe Einrichtung, hoher Schulungsaufwand |
110-140 € |
18-24 Monate |
| ISTA |
100 % gesetzeskonform, verlässlich in Österreich, etabliert |
Keine proaktive Optimierung, nur Abrechnung |
90-120 € |
20-24 Monate |
Die durchschnittlichen Investitionskosten liegen zwischen 80 und 150 Euro pro Wohnung. Monatlich fallen 2,50 bis 5,00 Euro Betriebskosten an. Die Amortisationszeit beträgt durchschnittlich 18 bis 24 Monate - also weniger als zwei Jahre. Danach ist das System reiner Gewinn.
Was Mieter wirklich denken - und wie sie sich verhalten
Einige Vermieter befürchten, Mieter würden sich beobachtet fühlen. Das ist ein Irrtum. Eine Umfrage des Deutschen Mieterbundes zeigt: 78 % der Mieter wünschen sich monatliche Verbrauchsanzeigen. Sie wollen wissen, wo ihr Geld hingeht.
Auf Trustpilot erreicht metr.systems eine Bewertung von 4,6 von 5,0. Nutzer schreiben: „Endlich verstehe ich, warum meine Nebenkosten im Winter so hoch sind.“ Ein Hausverwalter aus München berichtet: „Nach der Installation hat sich das Verhalten der Mieter verändert. Sie schalten die Heizung ab, wenn sie weg sind. Sie duschen kürzer. Sie warten mit der Waschmaschine, bis der Strom günstiger ist.“
Dank Smart Metern ist es heute möglich, Geräte wie Waschmaschinen oder Trockner automatisch zu Zeiten mit niedrigem Strompreis laufen zu lassen. Dr. Rainer Kübler von der SWBB sagt: „Bei 68 % der Nutzer führt das zu signifikanten Einsparungen.“
Aber es gibt auch Grenzen. Die DSGVO ist kein Hindernis - sie ist eine Regel. Daten müssen anonymisiert sein. Es darf nicht auf einzelne Personen geschlossen werden. Wer das nicht beachtet, läuft Gefahr, rechtliche Probleme zu bekommen. Prof. Dr. Markus Röder von der TU Berlin warnt: „Die Zielsetzung muss Effizienz sein, nicht Kontrolle.“
So wird es installiert - und was schiefgehen kann
Die Installation dauert durchschnittlich 2,5 Tage für ein Haus mit 10 Wohnungen. Das klingt nach viel - ist es aber nicht. Die Technik wird an den zentralen Messpunkten angebracht: Heizkreisverteiler, Stromzähler, Wasserzähler. Danach wird die Software konfiguriert - und die Mieter werden eingewiesen.
Die größten Probleme treten bei älteren Gebäuden auf. In 28 % der Fälle müssen Leitungen nachgerüstet oder Adapter verbaut werden. Auch die Schulung des Personals ist kritisch. 41 % der Hausverwalter geben an, dass sie ohne Schulung das System nicht richtig nutzen könnten.
Hier helfen die Anbieter: ISTA bietet 127 Video-Tutorials an, Hager ein 3-stündiges Webinar. Die durchschnittliche Reaktionszeit des Supports liegt bei 4,2 Stunden - ABB ist mit 2,1 Stunden am schnellsten.
Was kommt als Nächstes? Die Zukunft von Energiemonitoring
Die Technik entwickelt sich rasant. Noventic hat im November 2024 eine KI eingeführt, die den Wärmebedarf eines Gebäudes mit 92,3 % Genauigkeit vorhersagt. Hager hat sein System um PV-Anlagen und Batteriespeicher erweitert - die Eigenverbrauchsquote steigt um durchschnittlich 27 %.
Ab 2026 wird in Deutschland die digitale Verbrauchsanzeige für alle Mietwohnungen Pflicht. Das ist kein Schritt zurück - das ist der Start einer neuen Ära. In Zukunft wird Ihr Energiemonitoring nicht nur Ihren Verbrauch zeigen, sondern auch automatisch die Heizung anpassen, wenn Sie im Urlaub sind. Es wird mit Ihrem Smart-Home-System sprechen, wenn das Wetter kalt wird. Es wird Ihnen vorschlagen: „Morgen ist Sonne - lade deine E-Auto jetzt auf.“
Gartner prognostiziert: Bis 2027 werden über 75 % der deutschen Wohnungsunternehmen integrierte Systeme nutzen - die Verbrauchsdaten, die Wartung und die Kommunikation mit den Mietern in einer einzigen Plattform.
Was Sie jetzt tun können
Sie sind Vermieter? Prüfen Sie, ob Ihr Haus bereits ein Energiemonitoring hat. Wenn nicht: Fragen Sie Ihren Hausverwalter. Machen Sie sich klar: Jeder Euro, den Sie heute investieren, spart Ihnen in zwei Jahren mehr als zwei Euro.
Sie sind Mieter? Fragen Sie nach Ihrem Verbrauch. Suchen Sie nach der App oder dem Portal. Nutzen Sie die Daten. Ändern Sie Ihr Verhalten - nicht aus Pflicht, sondern aus Verständnis. Sie zahlen nicht für das Haus. Sie zahlen für den Verbrauch. Und der ist messbar.
Energiemonitoring ist kein Luxus. Es ist die logische Konsequenz aus steigenden Kosten, gesetzlichen Vorgaben und dem Wunsch nach Fairness. Wer heute nicht handelt, zahlt morgen mehr - und verliert das Vertrauen seiner Mieter.
Kann ich als Mieter das Energiemonitoring verlangen?
Als Mieter haben Sie kein Recht, das System selbst einzubauen. Aber Sie haben ein Recht auf Transparenz. Laut Heizkostenabrechnungsgesetz (HeizKG) und dem geplanten Gesetz zur Digitalisierung der Energieabrechnung ab 2026 müssen Vermieter den Verbrauch monatlich sichtbar machen. Wenn Ihr Vermieter das nicht tut, können Sie ihn darauf hinweisen - und bei Bedarf den Mieterbund kontaktieren.
Muss ich als Vermieter Energiemonitoring installieren?
Derzeit ist es in Deutschland nicht gesetzlich verpflichtend - aber das ändert sich. Ab 2026 wird die digitale Verbrauchsanzeige für alle Mietwohnungen Pflicht. Wer jetzt nicht umsteigt, muss später teurer nachrüsten. Zudem steigt der Druck von Mieterseite: 78 % wünschen sich Transparenz. Wer es nicht anbietet, riskiert Mieterfluktuation und schlechtere Bewertungen.
Wie sicher sind die Daten?
Alle modernen Systeme sind DSGVO-konform. Die Daten werden anonymisiert - es wird nicht erfasst, wer in welcher Wohnung wohnt, sondern nur, wie viel Energie verbraucht wird. Die Daten werden verschlüsselt übertragen und auf sicheren Servern gespeichert. Die Anbieter wie Hager, metr und ABB nutzen zertifizierte Cloud-Systeme mit deutschen Servern. Wer auf Datenschutz achtet, hat nichts zu befürchten.
Lohnt sich Energiemonitoring auch in kleinen Häusern?
Ja. Selbst in Häusern mit 4 bis 6 Wohnungen lohnt es sich. Die Kosten pro Wohnung liegen bei 80-150 Euro. Bei 6 Wohnungen sind das weniger als 900 Euro. Wenn Sie durch besseres Verhalten nur 10 % der Heizkosten sparen - das sind bei 1.500 Euro Jahreskosten 150 Euro pro Jahr. Das heißt: Sie haben die Investition in sechs Jahren amortisiert. Und das ist ohne Förderung. Mit KfW-Zuschüssen oder kommunalen Programmen ist es oft noch schneller.
Gibt es Förderungen für Energiemonitoring?
Ja. Die KfW fördert Energiemonitoring als Teil der energetischen Sanierung, besonders wenn es mit anderen Maßnahmen wie Dämmung oder Heizungsaustausch kombiniert wird. Auch viele Kommunen und Energieversorger bieten Zuschüsse an - oft bis zu 50 % der Kosten. Fragen Sie bei Ihrer Stadtverwaltung oder Ihrem Energieversorger nach. Oft gibt es Programme, die kaum jemand kennt - aber die helfen.
Was passiert, wenn das System kaputtgeht?
Die meisten Systeme haben eine Garantie von 3 bis 5 Jahren. Der Anbieter übernimmt Reparaturen oder Austausch. In der Praxis sind die Geräte sehr robust - sie haben keine beweglichen Teile und laufen ohne Wartung. Der größte Ausfallgrund ist die Stromversorgung oder ein Kommunikationsproblem. In solchen Fällen hilft der Support meist innerhalb von 24 Stunden. Die meisten Systeme warnen automatisch, wenn etwas nicht stimmt - so bleibt der Verbrauch weiter messbar, auch wenn die Anzeige kurzzeitig ausfällt.
Die Zukunft des Wohnens ist nicht mehr nur aus Beton und Glas. Sie ist aus Daten, Transparenz und Verantwortung. Wer Energiemonitoring nutzt, spart nicht nur Geld - er baut Vertrauen auf. Und das ist der wertvollste Vermögenswert, den eine Immobilie haben kann.
Marlene Wiesner
Ich bin Tischlerin mit über 20 Jahren Erfahrung und spezialisiere mich auf Innentüren. Neben meiner handwerklichen Tätigkeit schreibe ich leidenschaftlich gerne über meine Projekte und teile Tipps und Tricks.