Versicherungscheck nach Sanierung: So passen Sie Ihre Immobilienversicherung richtig an
4 Nov
von Marlene Wiesner 19 Kommentare

Warum Ihr Versicherungscheck nach einer Sanierung kein Luxus, sondern eine Pflicht ist

Stellen Sie sich vor: Sie haben Ihr Haus saniert - neue Dachziegel, moderne Fenster, eine Wärmepumpe. Alles perfekt. Doch dann kommt der Schaden: ein Sturm bricht das Dach, Wasser läuft durch die neue Isolierung, und plötzlich ist Ihr Haus teilweise unbewohnbar. Sie rufen Ihre Versicherung an - und bekommen zu hören: "Wir zahlen nur 67 % der Kosten." Warum? Weil Ihre Versicherungssumme noch auf den Zustand vor der Sanierung basiert. Das ist kein Einzelfall. Laut DSL Bank sind 62,4 % der deutschen Hausbesitzer nach einer Sanierung unterversichert. Das bedeutet: Im Ernstfall zahlt die Versicherung nicht den vollen Neubauwert, sondern nur einen Bruchteil. Und der Rest bleibt auf Ihnen haften.

Was genau ist eine Gefahrenerhöhung - und warum muss man sie melden?

Nach dem Versicherungsvertragsgesetz (§ 97 VVG) gilt jede Sanierung, die den Wert Ihrer Immobilie erhöht, als "Gefahrenerhöhung". Das ist kein juristischer Trick - das ist Gesetz. Ob Sie eine neue Heizung einbauen, die Fassade dämmen oder eine Terrasse anbauen: Wenn der Neubauwert steigt, müssen Sie das Ihrer Versicherung binnen 14 Tagen mitteilen.

Warum? Weil die Versicherung Ihr Risiko neu bewerten muss. Ein Haus mit moderner Elektrik und besserer Dämmung ist nicht nur wertvoller - es ist auch anders gefährdet. Und die Versicherung muss wissen, was sie absichert. Wer das nicht meldet, verliert im Schadensfall seinen Anspruch. Die Deutsche Schadenshilfe bestätigt: 63 % der Streitfälle nach Sanierung wurden zugunsten der Versicherer entschieden - weil die Versicherten ihre Pflicht zur Meldung ignoriert hatten.

Wie berechnet man den neuen Neubauwert - und warum ist der Wohnflächentarif nicht immer genug

Die meisten Versicherer verwenden den Wohnflächentarif: Sie multiplizieren die Wohnfläche mit einem festen Betrag pro Quadratmeter. Aktuell liegt dieser zwischen 2.500 und 3.000 Euro, je nach Region und Bauart. Das klingt einfach - aber es ist trügerisch.

Ein Haus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche hat laut diesem Modell einen Neubauwert von 300.000 bis 360.000 Euro. Aber was, wenn Sie eine zusätzliche Dachgeschosswohnung ausgebaut haben? Oder eine neue Garage gebaut haben? Oder eine komplette Kellerisolation durchgeführt haben? Diese Flächen fließen nicht immer vollständig in die Berechnung ein. Prof. Dr. Sabine Lorenz von der Frankfurt School warnt: Balkone und Terrassen werden oft nur zu 50 % angerechnet. Das führt zu systematischen Unterdeckungen von durchschnittlich 7,2 %.

Besser: Der Neubauwert wird exakt nach den aktuellen Baupreisen berechnet. Das ist aufwendiger - und kostet 150 bis 500 Euro für ein Sachverständigengutachten - aber es ist die einzige Methode, die wirklich sicher ist. Wer nur auf den Wohnflächentarif setzt, spielt mit Feuer.

Vergleich von veraltetem Versicherungsschein und digitalem Neubauwert-Modell.

Was genau muss nach einer Sanierung angepasst werden?

Es geht nicht nur um die Summe. Sie müssen mindestens drei Dinge überprüfen:

  1. Die Versicherungssumme: Muss dem aktuellen Neubauwert entsprechen. Nicht dem Kaufpreis. Nicht dem Marktwert. Sondern dem Preis, den es kostet, das Haus komplett neu zu bauen.
  2. Die versicherten Risiken: Haben Sie nach der Sanierung neue Gefahren? Eine neue Heizung erhöht das Risiko von Leitungswasser. Eine neue Dachkonstruktion kann das Sturmschadenrisiko verändern. Und wenn Sie in einem Hochwassergebiet wohnen: Haben Sie Elementarschäden mitversichert? Laut GDV müssen 78 % der modernisierten Häuser in solchen Gebieten jetzt auch diese Police haben.
  3. Die Obliegenheitspflichten: Haben Sie den Hausstand verändert? Ist das Gebäude während der Sanierung länger als 60 Tage leer gestanden? Wurde ein Gerüst an der Fassade aufgestellt? Das müssen Sie melden - sonst kann die Versicherung auch bei einem Feuerschaden ablehnen.

Die fünf Schritte zum fehlerfreien Versicherungscheck

So gehen Sie vor - Schritt für Schritt:

  1. Dokumentieren Sie alles: Sammeln Sie alle Rechnungen, Baupläne, Fotos von vorher und nachher. Auch Eigenleistungen müssen dokumentiert werden - mit Zeitnachweisen und Materialkosten. 58 % der Hausbesitzer haben hier Probleme.
  2. Berechnen Sie den neuen Neubauwert: Nutzen Sie entweder den Wohnflächentarif (für einfache Fälle) oder lassen Sie ein Sachverständigengutachten erstellen (für komplexe Sanierungen).
  3. Melden Sie die Gefahrenerhöhung: Innerhalb von 14 Tagen nach Abschluss der Sanierung. Per E-Mail, Online-Formular oder Brief. Halten Sie den Nachweis.
  4. Verhandeln Sie die neue Prämie: Die Versicherung wird Ihre Prämie anheben - meist um 8,7 % bei Wohnflächentarif, bis zu 12,3 % bei Neubauwert-Berechnung. Fragt man nach: Manchmal gibt es Rabatte, wenn Sie den "gleitenden Neuwert Plus" haben. Das ist ein Tarif, der jährlich um mindestens 3,5 % automatisch angepasst wird. Nur 43 % der Policen haben das.
  5. Prüfen Sie die neue Versicherungsurkunde: Lesen Sie sie genau. Steht der neue Neubauwert korrekt drin? Sind alle Risiken abgedeckt? Haben Sie Elementarschäden mitversichert? Unterschreiben Sie erst, wenn alles stimmt.

Was kostet ein Versicherungscheck - und was kostet es, ihn zu ignorieren

Ein professioneller Versicherungscheck kostet durchschnittlich 185 Euro. Ein Sachverständigengutachten etwa 300 Euro. Klingt viel? Vergleichen Sie das mit dem, was passiert, wenn Sie nichts tun.

Ein durchschnittlicher Schadensfall nach Unterdeckung kostet 14.300 Euro Eigenanteil. Das ist nicht der Preis für eine neue Dachdeckung - das ist der Preis für einen ganzen Wohnbereich, der nicht repariert werden kann, weil die Versicherung nicht zahlt. Und das ist kein Extremfall. Es passiert jeden Tag.

Und dann gibt es noch die Bauherrenhaftpflichtversicherung. Wenn Ihre Sanierung über 20.000 Euro kostet, brauchen Sie sie. Die private Haftpflicht deckt nur kleine Reparaturen ab. Bei größeren Projekten ist sie wertlos. Laut Bund der Versicherten sollten 92 % der Sanierer diese Police haben - aber nur 38 % haben sie.

Zerbrechliche Versicherungsschutzscheibe, die mit neuen Schutzelementen repariert wird.

Was ist mit Altbauten - und warum ist das so schwierig?

Altbauten vor 1977 sind ein Risiko. Nicht nur für die Versicherung - auch für Sie. Laut Verivox lehnen Versicherer bei 37 % der Sanierungen in solchen Häusern die Anpassung ab - besonders bei Elektro- oder Heizungsmodernisierungen. Warum? Weil sie nicht wissen, ob die neuen Anlagen mit der alten Bausubstanz kompatibel sind.

Die Lösung? Lassen Sie einen Sachverständigen prüfen, ob die Modernisierung den Anforderungen entspricht. Und bringen Sie den Prüfbericht mit. Das erhöht die Chancen auf eine Zusage. Einige Versicherer wie die SparkassenVersicherung bieten sogar digitale Upload-Tools an - da können Sie alle Unterlagen einfach hochladen.

Neue Trends: KfW-Sanierungsbonus und digitale Tools

Seit Januar 2023 gibt es den KfW-Sanierungsbonus: Wenn Sie energetisch sanieren - also Dämmung, Fenster, Heizung - dann können Sie eine kostenfreie Anpassung Ihrer Versicherungssumme beantragen. Bis September 2023 wurden bereits 18.450 Anträge gestellt.

Auch die Versicherer rüsten auf. SparkassenVersicherung und Allianz bieten KI-gestützte Tools an, die aus Ihren Sanierungsunterlagen automatisch den neuen Neubauwert berechnen. Die Gothaer Versicherung hat eine digitale Checkliste mit 23 Punkten entwickelt - und damit den Fehleranteil bei der Anpassung um 62 % reduziert.

Die GDV plant bis Ende 2024 standardisierte Sanierungsklassen - damit es keine Unsicherheiten mehr gibt, was als "Gefahrenerhöhung" gilt. Das wird die Prozesse einfacher machen. Aber bis dahin: Machen Sie es selbst richtig.

Was Sie jetzt tun müssen

Wenn Sie in den letzten zwei Jahren Ihr Haus saniert haben - und noch nicht geprüft haben, ob Ihre Versicherung passt - dann ist jetzt die Zeit. Machen Sie es nicht wie der Nutzer auf Reddit, der erst nach einem Dachschaden erfuhr, dass seine Versicherungssumme nicht angepasst war. Er hatte 25.000 Euro Eigenleistung investiert - und bekam nur 67 % zurück.

Prüfen Sie Ihre Versicherungsurkunde. Vergleichen Sie den dort stehenden Neubauwert mit dem, was Ihr Haus heute wert ist. Rufen Sie Ihre Versicherung an. Fragen Sie: "Haben wir die Gefahrenerhöhung gemeldet? Ist die Summe aktuell? Sind Elementarschäden mitversichert?" Ein Versicherungscheck nach Sanierung ist kein lästiges Papierkram. Er ist die Absicherung Ihres größten Vermögens. Und er kostet weniger als eine neue Küchenzeile - aber schützt Sie vor einem Verlust, der Ihr ganzes Leben verändern könnte.

Marlene Wiesner

Marlene Wiesner

Ich bin Tischlerin mit über 20 Jahren Erfahrung und spezialisiere mich auf Innentüren. Neben meiner handwerklichen Tätigkeit schreibe ich leidenschaftlich gerne über meine Projekte und teile Tipps und Tricks.

19 Kommentare

Paul Stasse

Paul Stasse

lol die versicherung zahlt nur 67%? nee echt? das ist doch klar, die wollen doch nur dass du mehr zahltst. die sind alle nur auf geld aus, die kacke mit den gefahren erhöhungen is nur nen trick um dich zu verarschen. ich hab mein dach selber gemacht, kein papierkram, kein versicherer, kein problem. die wissen eh nicht was sie tun.

Fabian Garcia

Fabian Garcia

Die rechtliche Grundlage gemäß § 97 VVG ist unumstritten. Jede Erhöhung des Neubauwerts stellt eine Gefahrenerhöhung dar, unabhängig von subjektiver Wahrnehmung. Die Versicherungspflicht ergibt sich nicht aus Gutdünken, sondern aus dem Versicherungsvertragsgesetz. Die Nichtmeldung führt nicht zu einem "Verlust", sondern zur vollständigen Erlöschen des Leistungsanspruchs. Dies ist kein "Trick", sondern juristische Realität.

kirsti wettre brønner

kirsti wettre brønner

Danke für diesen klaren Text! Ich hab gerade meine Versicherung gecheckt und tatsächlich ist der Wert noch von vor 5 Jahren. Bin jetzt gleich am Anrufen. So was sollte man nie auf die lange Bank schieben. ❤️

Kai Dittmer

Kai Dittmer

Endlich mal jemand der’s ernst meint. Ich hab vor 2 Jahren die Dachgeschosswohnung gemacht und dachte, die Versicherung passt schon. Nee, hat sie nicht. Hab jetzt ein Gutachten gemacht – 300 Euro, aber die waren es wert. Jetzt schlaf ich wieder ruhig. 👍

Alexander Eltmann

Alexander Eltmann

Ich find’s super, dass hier so klar aufgezeigt wird, was wirklich wichtig ist. Manche denken, eine Sanierung ist nur was fürs Auge – aber es geht ums ganze Haus. Und die 14-Tage-Frist? Die unterschätzen viele. Ich hab’s auch erst nach einem kleinen Wasserschaden gelernt. Besser jetzt als später.

Susi Susanti

Susi Susanti

Die Versicherung ist ein Spiegel unserer Angst. Wir sanieren, um Sicherheit zu schaffen – doch dann vertrauen wir auf einen Vertrag, der uns im Ernstfall verrät. Ist das nicht das Paradoxon der Moderne? Wir bauen für die Zukunft, aber die Systeme, die uns schützen sollen, sind aus Papier und Prozessen – und sie brechen, wenn wir sie am dringendsten brauchen.

Bertrand Deweer

Bertrand Deweer

Ach komm, wer hat noch Zeit für so’n Kram? Ich hab mein Haus saniert, hab ne neue Küche, ne Wärmepumpe, ne Terrasse – und die Versicherung? Nee, die ist mir egal. Die zahlen eh nie was. Ist doch klar. Ich hab lieber einen guten Wein und schau mir Netflix an. 14 Tage? Pfff. Die sind doch alle nur an ihrem Bonus interessiert.

Hildegard Blöchliger

Hildegard Blöchliger

WAS?!?!? 62,4 % sind unterversichert?!?!? Das ist doch ein Skandal!!! Und dann noch die Wohnflächen-Tarife?!?!? Das ist doch eine kriminelle Fahrlässigkeit!! Ich hab mein Gutachten gemacht – und die Versicherung hat mir noch 150 Euro Rabatt gegeben!! WIE KANN MAN SO UNVERantwortlich SEIN??!!

Dirk Wasmund

Dirk Wasmund

Es ist bemerkenswert, wie die gesellschaftliche Verantwortung in Form von Versicherungsverträgen individualisiert wird. Der Einzelne wird zur Verantwortung gezogen, während institutionelle Strukturen – etwa die unzureichende Aufklärung durch Versicherungsberater – systematisch ausgeblendet werden. Dies ist keine persönliche Pflicht, sondern ein strukturelles Versagen.

Wolfgang Kalivoda

Wolfgang Kalivoda

Ach ja, natürlich. Jeder, der sein Haus sanieren will, muss erst 300 Euro für ein Gutachten ausgeben. Und dann noch 14 Tage warten. Und dann hoffen, dass die Versicherung nicht doch wieder was rausnimmt. Klasse. Und wir nennen das "Freiheit". Ja, klar. 🤡

Hans-Joachim Hufschmidt

Hans-Joachim Hufschmidt

Das ist typisch für diese moderne Welt. Alles muss dokumentiert werden, alles muss gemeldet werden. Wer heute noch selbstständig lebt, wird von der Bürokratie verschluckt. In meiner Zeit hat man einfach ein Dach gedeckt und kein Papier gebraucht. Heute ist man schon ein Krimineller, wenn man nicht 14 Tage später einen Brief schreibt. Deutschland verliert den Verstand.

chloe murray

chloe murray

This is so important and I’m so glad someone’s talking about it. If you’re reading this and you’ve done any work on your home – please, just call your insurer. It takes 10 minutes. You’re not just protecting your house – you’re protecting your peace of mind.

Jana Trajkovska

Jana Trajkovska

Und dann kommt der Typ, der sagt: "Ich hab’s nicht gewusst." Ja, klar. Du hast nicht gewusst, dass Wasser nass ist? Du hast nicht gewusst, dass ein neues Dach mehr kostet als ein altes? Das ist keine Unwissenheit – das ist Bequemlichkeit. Und Bequemlichkeit kostet Geld. Und dann heulst du rum, wenn die Versicherung nicht zahlt. 🙄

Oliver Rütten

Oliver Rütten

Sanieren ist mehr als bauen. Es ist ein Akt des Vertrauens – in die Zukunft, in die Technik, in die Institutionen. Aber Vertrauen ohne Prüfung ist Blindheit. Ein Versicherungscheck ist keine Pflicht – er ist eine Form der Achtsamkeit.

Niamh Manning

Niamh Manning

I’m Irish and I’ve never seen this level of bureaucracy over home insurance. In Ireland, you just tell them you did some work and they adjust it. No 300-euro expert. No 14-day deadline. Just... common sense. Maybe we’re just better at this?

Enna Sheey

Enna Sheey

I love how this post doesn’t just scream "do this!" but actually explains why. So many people feel overwhelmed by insurance stuff. This breaks it down like you’re talking to a friend over coffee. Thank you. 🫶

Astrid Gutierrez Jimenez

Astrid Gutierrez Jimenez

Die Wohnflächentarife sind doch ein Witz. Ich hab ein Haus mit 110 qm, aber 40 qm Keller und 20 qm Dachgeschoss – und die Versicherung zählt das alles nur halb. Und dann wundern sie sich, dass es nicht reicht. Das ist doch systematisch betrügerisch. Wer hat das erfunden? Ein Versicherungsangestellter mit schlechtem Gewissen?

Lena Razzouk

Lena Razzouk

Ich hab’s gemacht. Hab das Gutachten bestellt. Hab alles hochgeladen. Und dann hat die Versicherung gesagt: "Oh, das ist jetzt aber teurer geworden, wir müssen die Prämie erhöhen." Und ich hab geweint. 🥺 Ich hab 25.000 Euro investiert – und jetzt zahle ich 200 Euro mehr im Jahr? Das ist doch ungerecht!!! Ich hab doch nur mein Zuhause lieb gewonnen!!! 😭😭😭

Fabian Garcia

Fabian Garcia

Die emotionale Reaktion des vorherigen Kommentars ist verständlich, doch sie verkennt den Kern: Die Prämienanpassung ist kein Angriff, sondern eine Risikoadjustierung. Wer mehr Wert schafft, trägt auch mehr Verantwortung. Die Versicherung deckt nicht Ihre Gefühle – sie deckt Ihren Vermögenswert. Dies ist kein moralisches Urteil, sondern ein ökonomischer Fakt.

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