Wenn du in deiner Wohnung oder im Haus einen Rollstuhlfahrer unterstützt - sei es dich selbst, einen Angehörigen oder einen Mieter - dann ist eine richtig geplante Türverbreiterung kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für Selbstständigkeit. Viele denken, dass eine Tür einfach breiter geschnitten wird. Doch das ist nur der Anfang. Die wahre Herausforderung liegt in der Planung: Welche Breite ist wirklich nötig? Woher weißt du, ob deine Wand tragend ist? Und warum kostet die Montage oft mehr als die Tür selbst?
Die einfache Antwort lautet: 90 Zentimeter. Das ist die Mindestbreite, die nach DIN 18040-2 für barrierefreien Zugang gefordert wird. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Eine Studie von Claudia Loeschcke aus dem Jahr 2009 zeigt: Über 95 % der Rollstuhlfahrer kommen mit 80 cm zurecht - besonders bei älteren, manuellen Rollstühlen. Doch wer einen elektrischen Rollstuhl nutzt, der bis zu 75 cm breit sein kann, braucht Luft. Ein Sportrollstuhl mit breiten Rädern oder ein Pflegebedarfsrollstuhl mit zusätzlichen Hilfsmitteln braucht mindestens 90 cm, sonst klemmt es an der Zarge.
Die 90 cm sind nicht willkürlich. Sie basieren auf anthropometrischen Messungen, die zeigen, dass 99,7 % der erwachsenen Bevölkerung diese Breite problemlos nutzen kann - egal ob mit Rollstuhl, Gehstock oder Einkaufswagen. In öffentlichen Gebäuden wird sich das bald ändern: Der Entwurf der neuen DIN 18040-2 (Stand April 2024) fordert 95 cm, um auch breitere Pflegerollstühle zu berücksichtigen. Für private Wohnungen gilt aber noch: 90 cm ist der Standard. Und wenn du sanierst, dann ist 80 cm oft die realistische Lösung - vorausgesetzt, du hast keine elektrischen Rollstühle im Haus.
Die Leibungstiefe ist der Abstand zwischen der Türblattoberfläche und der fertigen Wand. Wenn sie mehr als 26 cm beträgt, kannst du die neue Zarge nicht einfach einsetzen. Sie würde dann zu tief in der Wand verschwinden - und der Türgriff wäre unerreichbar oder die Tür würde nicht richtig schließen.
Was tun? Es gibt zwei Lösungen. Erste Option: Seitenteile oder zweiflügelige Türkonstruktionen. Dabei wird die Zarge so erweitert, dass der Abstand zwischen Türdrückerachse und Zarge mindestens 50 cm beträgt. Das ist technisch aufwendig, aber sauber. Zweite Option: Block- oder Stockzargen. Diese werden direkt in die Wandöffnung eingesetzt und verlängern die Zarge nach außen. Sie sind oft die einfachere Lösung bei Sanierungen, weil sie keine neuen Wandöffnungen erfordern. Beide Lösungen müssen aber exakt gemessen werden. Eine Abweichung von nur 3 mm kann dazu führen, dass die Tür nicht mehr richtig läuft.
Ein breiterer Türrahmen bringt nichts, wenn der Griff unbrauchbar ist. DIN 18040 verlangt: Griffe müssen greifgünstig sein. Das bedeutet: Bogen- oder U-förmige Griffe. Keine Drehknöpfe. Keine eingelassenen Griffe. Warum? Weil du mit einer Hand, vielleicht mit eingeschränkter Kraft oder nur mit dem Handrücken, die Tür öffnen müssen. Ein Drehgriff erfordert Drehbewegungen - und das ist bei Arthrose, Lähmungen oder nach einem Schlaganfall fast unmöglich.
Die Griffhöhe muss zwischen 85 und 105 cm liegen. Für Sanitärräume ist 85 cm verpflichtend. Das ist die ideale Höhe, um von einem Rollstuhl aus ohne Anstrengung zu greifen. Viele Handwerker setzen einfach alte Griffe ein - das ist ein häufiger Fehler. Und die Kraft, die du aufwenden musst, um die Tür zu öffnen, darf nicht mehr als 25 Newton betragen. Das entspricht ungefähr dem Gewicht einer 2,5 kg schweren Wasserflasche, die du anheben musst. Wenn du dich anstrengen musst, ist die Tür nicht barrierefrei - egal wie breit sie ist.
Bevor du loslegst, frag dich: Brauchst du eine Drehflügeltür oder eine Schiebetür? Beide haben Vor- und Nachteile.
Einige Nutzer berichten auf barrierefreie-wohnen.de, dass sie eine Kombination aus Türverbreiterung und Schiebetür gewählt haben - besonders in der Küche. Die Kosten lagen bei 1.850 € für zwei Türen. Es war die einzige Lösung, die funktioniert hat. Aber: Schiebetüren sind keine Allzwecklösung. Sie funktionieren nur, wenn die Wand stabil genug ist, um die Schiene aufzunehmen - und wenn du keine Kinder hast, die sich daran aufhängen.
Die Tür selbst kostet nicht viel. Ein neues Zargenelement mit Griff und Beschlag liegt bei 300-600 €. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die größten Kosten entstehen durch:
Die Gesamtkosten liegen meist zwischen 1.200 und 2.500 € pro Tür - je nach Aufwand. Im Vergleich zu automatischen Türsystemen (2.500-5.000 €) ist das günstig. Aber: Automatische Türen geben dir die Hände frei. Wenn du oft Einkäufe trägst oder deine Hände nicht frei hast, lohnt sich das.
Die meisten Sanierungen scheitern nicht an der Technik, sondern an der Planung. Hier sind die fünf größten Fehler, die du vermeiden solltest:
Die Technik entwickelt sich. Forscher an der TU Berlin testen adaptive Türsysteme, die sich automatisch an die Breite deines Rollstuhls anpassen - mit Sensoren, die erkennen, ob du mit einem manuellen oder elektrischen Rollstuhl kommst. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Bis 2027 ist das nicht marktreif.
Was jetzt zählt, ist die Förderung. Das Bundeswohnraumförderungsprogramm (2021-2025) hat 1,2 Milliarden Euro bereitgestellt. Im Jahr 2022 wurden über 120.000 Anträge für Türverbreiterungen gestellt - ein Anstieg von 18 % gegenüber 2021. Und ab 2026 könnte die 90 cm-Türbreite zur Voraussetzung für Fördermittel werden - wie im Koalitionsvertrag angekündigt.
Die Botschaft ist klar: Eine Türverbreiterung ist kein kleiner Umbau. Sie ist ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung. Und wenn du sie richtig machst, dann verändert sie nicht nur deine Wohnung - sie verändert dein Leben.
Nach DIN 18040-2 muss eine barrierefreie Tür eine lichte Breite von mindestens 90 cm haben. Für elektrische Rollstühle, Sportrollstühle oder breite Pflegerollstühle ist das die Mindestanforderung. In Sanierungen kann bei manuellen Rollstühlen auch 80 cm ausreichen - aber nur, wenn keine breiteren Fahrzeuge im Haushalt genutzt werden. In öffentlichen Gebäuden wird ab 2024 eine Breite von 95 cm verpflichtend.
Technisch ist es möglich, aber nicht empfehlenswert. Du musst die Wandstruktur prüfen, statische Belastungen berechnen, Elektrik umlegen und die Zarge exakt einpassen. Ein Fehler von nur 3 mm kann die Tür unbrauchbar machen. Die Handwerkerkammer München warnt: 42 % der Fehler entstehen durch fehlerhafte Planung. Hol dir professionelle Hilfe - besonders wenn es um tragende Wände geht.
Die Kosten liegen zwischen 1.200 und 2.500 € pro Tür. Dazu gehören: Neue Zarge (300-600 €), Wandöffnung, Elektrikumlegung, Verputz und Fliesenarbeit (bis zu 1.000 €), sowie gegebenenfalls statische Berechnung (300-800 €). Schiebetüren oder automatische Systeme kosten deutlich mehr. Fördermittel über BAFA können bis zu 1.000 € pro Tür decken.
Nur greifgünstige Griffe: Bogen- oder U-förmige Griffe, die man mit der Handfläche oder dem Handrücken bedienen kann. Drehknöpfe, eingelassene Griffe oder lange Stange-Griffe sind verboten. Die Griffhöhe muss zwischen 85 und 105 cm liegen - für Badezimmer ist 85 cm verpflichtend. Der Kraftaufwand darf 25 Newton nicht überschreiten - das entspricht dem Heben einer 2,5 kg schweren Flasche.
Ja. Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) kannst du Fördermittel für barrierefreie Sanierungen beantragen. Im Jahr 2022 wurden über 120.000 Anträge gestellt. Die Förderung kann bis zu 1.000 € pro Tür betragen, wenn du die DIN-Normen einhältst. Die Anträge werden oft mit anderen Sanierungsmaßnahmen wie Badumbau oder Bodenhebung kombiniert. Achte darauf, dass die Maßnahme vor Beginn beantragt wird - Nachträge sind nicht möglich.