Ein kalter Zug an einem Wintermorgen, hohe Heizkosten trotz moderner Fenster, ein Haus, das trotz Isolierung nicht warm wird - oft liegt das Problem nicht an der Dämmung, sondern an den Fenster- und Türanschlüssen. Selbst die besten Fenster helfen nichts, wenn die Fugen um sie herum undicht sind. Der Blower-Door-Test ist der einzige zuverlässige Weg, um diese Leckagen genau zu finden und zu messen. Er zeigt nicht nur, ob etwas undicht ist - er sagt auch, wie viel Luft entweicht. Und das ist entscheidend, wenn Sie Energie sparen wollen.
Der Blower-Door-Test ist kein einfacher Blick unter die Fensterbank. Es ist ein standardisiertes Verfahren, das nach der DIN EN ISO 9972:2018-12 durchgeführt wird. Ein starkes Ventilator-Gerät wird in eine Türöffnung eingebaut - meist die Haustür - und saugt die Luft aus dem Haus heraus. Dadurch entsteht ein Unterdruck von 50 Pascal im Inneren, was so viel ist wie ein starker Wind von etwa 12 km/h. Die Maschine misst, wie viel Luft nachströmt, um diesen Druck auszugleichen. Die Zahl, die dabei rauskommt, heißt n50-Wert. Sie gibt an, wie oft die gesamte Luft im Haus pro Stunde bei diesem Druck ausgetauscht wird.
Der gesetzliche Grenzwert nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) liegt bei 3,0 h⁻¹. Aber wer ein KfW-Effizienzhaus baut, muss oft unter 1,0 h⁻¹ bleiben. Viele Häuser, die neu gebaut wurden, liegen trotzdem bei 2,5 bis 4,0 h⁻¹ - und das liegt fast immer an Fenstern und Türen.
Das ist der kritische Punkt. Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZVDH) entfallen bis zu 50 % aller Luftlecks auf Fenster- und Türanschlüsse. Kein Wunder: Hier treffen verschiedene Materialien aufeinander - Holz, Metall, Putz, Dämmung - und jeder Übergang ist eine potenzielle Schwachstelle. Die Montage ist kompliziert. Die Fugen müssen dicht verklebt, abgedichtet und richtig verpresst werden. Und das machen nicht alle Handwerker perfekt.
Typische Problemzonen sind:
Ein Installateurmeister aus Lübeck berichtete von einem Haus mit 12 Fenstern - neun davon hatten undichte Anschlüsse. Alle Fenster waren neu, teuer, vom Markenhersteller. Aber die Fugen waren falsch verarbeitet. Der n50-Wert lag bei 4,2 h⁻¹. Nach der Reparatur sank er auf 1,1 h⁻¹. Das spart bis zu 8 kWh pro Quadratmeter und Jahr an Heizwärme - das ist fast ein ganzer Monat Heizkosten.
Ein Blower-Door-Test dauert zwei bis drei Stunden bei einem Einfamilienhaus. Vorher müssen alle Fenster und Türen geschlossen sein, Kamine abgedichtet, Lüftungsanlagen abgeschaltet und alle temporären Öffnungen wie Baustellenklappen verschlossen werden. Der Techniker setzt das Ventilator-Gerät ein, schließt es an einen Laptop an und startet die Messung.
Die Messung läuft in drei Phasen:
Die Messgeräte zeigen die Luftmenge in Kubikmetern pro Stunde an. Mit Infrarotkameras (wie der Flir E8) kann der Techniker auch Temperaturunterschiede sehen - wo kalte Luft hereinkommt, ist es kälter an der Wand. Aber die Thermografie allein reicht nicht. Sie zeigt nur, wo es kalt ist - nicht, wie viel Luft fließt. Der Blower-Door misst die Menge. Und das ist entscheidend für den Nachweis nach GEG.
Ein standardmäßiger Test für ein Einfamilienhaus bis 150 Quadratmeter kostet zwischen 550 und 850 Euro netto. Das klingt viel - aber vergleichen Sie es mit dem, was Sie sparen. Ein n50-Wert von 4,0 h⁻¹ statt 1,0 h⁻¹ bedeutet bis zu 15 kWh/m²a mehr Heizwärmebedarf. Das sind bei einem 120 m²-Haus fast 1.800 kWh pro Jahr - bei 10 Cent pro kWh: 180 Euro mehr an Heizkosten. Und das jedes Jahr.
Ein baubegleitender Test - also vor der Endabnahme - kostet bis zu 30 % mehr. Aber er spart bis zu 65 % der Nachbesserungskosten. Warum? Weil man die Leckagen noch reparieren kann, ohne Tapeten abzuziehen, Fliesen zu brechen oder Wände aufzumachen. Wenn der Test erst nach dem Einzug stattfindet, ist oft zu spät. Die Fugen müssen dann mit Dichtmasse nachgedichtet werden - und das ist mühsam, unschön und teuer.
Manche Handwerker sagen: „Ich sehe doch, ob es dicht ist.“ Oder: „Wir machen eine Thermografie.“ Aber das reicht nicht.
Der Blower-Door-Test ist der einzige Nachweis, der gesetzlich anerkannt ist. Ohne ihn können Sie kein Energieausweis ausstellen, keine KfW-Förderung beantragen und keinen Neubau offiziell abnehmen. Es ist kein Luxus - es ist Pflicht.
Ein schlechter n50-Wert ist kein Ende. Es ist ein Startpunkt. In 2023 berichtete eine Holzbaumeisterin aus Hamburg, dass sie nach der ersten Messung mit 3,8 h⁻¹ alle Fensteranschlüsse neu verklebt hat - mit spezieller Dichtbandrolle und Dichtmasse. Der zweite Test ergab 1,1 h⁻¹. Das ist KfW-Standard. Sie sparte jährlich 8 kWh/m²a - das sind fast 200 Euro Heizkosten.
Aber es gibt auch negative Fälle. Ein Schreinermeister aus Schleswig-Holstein erzählte, dass nach dem Test massive Undichtigkeiten an den Türanschlüssen gefunden wurden. Der Fensterbauer weigerte sich, sie zu reparieren. Der Kunde musste einen Anwalt einschalten - und 3.500 Euro für die Nachbesserung zahlen. Warum? Weil der Test dokumentiert wurde. Mit Fotos, Positionen, Messwerten. Das ist der Schlüssel: Ohne Dokumentation haben Sie keine Rechtsgrundlage.
Ein Blower-Door-Test funktioniert nur, wenn alles vorbereitet ist. Hier ist die Checkliste:
Wenn Sie das nicht machen, ist der Test ungenau. Und dann wissen Sie nicht, ob das Problem bei den Fenstern liegt - oder bei Ihrer Vorbereitung.
Die EU-Taxonomie schreibt ab 2025 strengere Anforderungen vor. Der n50-Wert wird von 1,0 h⁻¹ auf 0,6 h⁻¹ sinken. Das ist kein Traum - das ist Realität. Die neuesten Messgeräte wie der Wöhler BC 600 können Leckagen jetzt mit GPS und App dokumentieren. Bilder, Positionen, Messwerte - alles wird automatisch gespeichert. In Zukunft wird der Blower-Door-Test sogar in BIM-Modellen integriert - also schon in der Planungsphase. Das bedeutet: Leckagen werden nicht mehr nach dem Bau gefunden, sondern vorher verhindert.
Und die Nachfrage wächst. Der ZVDH hat 2023 über 187 Seminare zum Thema „Luftdichte Fenster- und Türanschlüsse“ durchgeführt - mit über 3.200 Teilnehmern. Das ist ein Anstieg von 42 % gegenüber 2022. Handwerker lernen, dass Dichtigkeit nicht mehr optional ist. Es ist die Grundlage für jeden modernen Neubau und jede Sanierung.
Sie haben ein Haus? Sie spüren Zugluft? Ihre Heizkosten sind hoch? Dann lassen Sie einen Blower-Door-Test durchführen. Suchen Sie einen zertifizierten Energieberater oder einen Handwerker mit spezialisierter Ausrüstung. Fragen Sie nach der DIN EN ISO 9972:2018-12. Fordern Sie eine schriftliche Dokumentation mit Fotos und Messwerten. Und wenn der n50-Wert über 2,0 h⁻¹ liegt - reparieren Sie es. Es lohnt sich. Nicht nur für die Umwelt. Sondern für Ihre Brieftasche.
Der n50-Wert ist die Luftwechselrate bei 50 Pascal Druckdifferenz. Er sagt, wie oft die gesamte Luft im Haus pro Stunde ausgetauscht wird, wenn der Unterdruck 50 Pa beträgt. Ein Wert von 1,0 h⁻¹ bedeutet: Alle eine Stunde wird die Luft im Haus komplett ausgetauscht. Ein Wert von 3,0 h⁻¹ bedeutet: Alle 20 Minuten. Je niedriger, desto dichter das Haus.
Nein. Der Blower-Door-Test erfordert spezielle, kalibrierte Geräte, die nur zertifizierte Fachleute verwenden dürfen. Außerdem muss die Auswertung nach DIN-Norm erfolgen. Selbst wenn Sie ein Gerät mieten, können Sie die Ergebnisse nicht als offiziellen Nachweis nutzen. Es gibt keine Ausnahme.
Ein Standardtest für ein Einfamilienhaus dauert 2 bis 3 Stunden. Dazu kommt die Vorbereitung und die Auswertung. Ein reiner Thermografie-Scan dauert nur 30 bis 60 Minuten - aber er liefert keinen gesetzlich anerkannten Nachweis.
Der beste Zeitpunkt ist kurz vor der Endabnahme des Hauses - aber nachdem alle Fenster, Türen, Lüftungen und Elektroleitungen installiert sind. Dann können Sie noch reparieren, ohne große Schäden zu verursachen. Ein Test nach dem Einzug ist möglich - aber teurer und mühsamer.
Einmal reicht. Der Test ist ein Nachweis für den Bauzustand. Wenn Sie später Fenster austauschen oder Türen verändern, sollten Sie einen neuen Test machen. Aber für die gesetzliche Abnahme reicht ein einziger Test.
DIE GROßE LÜGE! Der Blower-Door-Test ist nur ein Trick von der Energie-Lobby, damit wir mehr Geld für dumme Fenster ausgeben! Ich hab mein Haus mit Klebeband abgedichtet und sparen 70% - das sagt doch jeder Opa!
Schreibe einen Kommentar