Wand: Definition, Arten und wann sie als Wand gilt
22 Sep
von Marlene Wiesner 0 Kommentare

Wand ist ein bauliches Element, das Räume voneinander abgrenzt, Lasten trägt oder Schutz vor Witterung bietet. Sie kann aus Mauerwerk, Beton, Holz oder Gipskarton bestehen und erfüllt je nach Ausführung unterschiedliche Funktionen. Die Frage "Wann ist eine Wand eine Wand?" lässt sich nicht mit einem einzigen Kriterium beantworten - sie ist ein Zusammenspiel aus Statik, Material, Bauvorschriften und Verwendung.

Was macht eine Wand aus?

Eine Wand muss mindestens drei Grundmerkmale besitzen:

  • Abgrenzung: Sie trennt einen räumlichen Bereich vom anderen, sei es ein Wohnraum, ein Technikschacht oder das Freie.
  • Beständigkeit: Sie muss dauerhaft stehen bleiben, also fest mit dem Baukörper verbunden sein.
  • Funktionalität: Je nach Typ kann sie Lasten tragen, Schall dämmen, Wärme isolieren oder Brandschutz bieten.

Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind, wird ein Bauteil in der Baubranche offiziell als Wand bezeichnet.

Rechtliche Grundlagen: Bauvorschriften und Normen

In Deutschland regeln die Bauordnung (LBO) sowie verschiedene DIN‑Normen, wann ein Bauteil als tragende Wand gilt. Wesentliche Vorgaben betreffen:

  • Brandschutz: Eine Wand muss im Brandfall eine bestimmte Feuerwiderstandsdauer (z.B.EI60) nachweisen.
  • Schallschutz: Für Wohnräume gelten Mindestwerte für den Schalldämm‑Index R'w.
  • Feuchtigkeitsschutz: Außenwände benötigen Dampfsperre oder -bremse, um Schimmelbildung zu verhindern.

Erst wenn diese Normen erfüllt sind, wird das Bauteil rechtlich als wandfähige Konstruktion anerkannt.

Wandtypen im Überblick

Vergleich von Wandtypen
Typ Funktion Typische Materialien Statik‑Anspruch
Tragende Wand Lasten von Decken, Dach und Fußböden übertragen Beton, Vollmauerwerk, Stahlbeton Hoch, nach statischer Berechnung
Nicht tragende Wand Raumtrennung, Schallschutz Gipskarton, Leichtmauerwerk Gering, keine Tragfähigkeit nötig
Außenwand Witterungsschutz, Wärmedämmung Hohlblock, Fassadenziegel, Porenbeton Variiert, oft tragend
Innenwand Raumaufteilung, Schallschutz Gipskarton, Trockenbau, Holzrahmen Meist nicht tragend

Tragende vs. nicht tragende Wände

Eine Tragende Wand ist Teil des statischen Systems. Sie muss die Belastungen aus Ober- und Untergeschoss tragen und wird deshalb nach den Regeln der Bau-Statik berechnet. Typische Merkmale:

  • Dicke von mindestens 24cm bei Vollmauerwerk.
  • Nachweis von Durchbiegung und Druckfestigkeit.
  • Integration in das Tragwerks‑Layout.

Im Gegensatz dazu übernimmt eine Nicht tragende Wand nur die Aufgabe der Raumtrennung. Sie kann dünner (12‑15cm) sein und wird oft im Trockenbau umgesetzt. Hier gelten vor allem Schallschutz‑ und Brandschutz‑Kriterien.

Innen‑ und Außenwände: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Innen‑ und Außenwände: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Eine Innenwand steht im geschützten Umfeld und muss primär Schall und ggf. Brandschutz bieten. Typische Materialien sind Gipskartonplatten oder Holzrahmenkonstruktionen. Sie benötigen selten eine Dampfbremse, weil die Raumluft bereits relativ feuchtigkeitsneutral ist.

Die Außenwand ist hingegen ständig Witterung ausgesetzt. Sie muss Wärme‑ und Feuchtigkeitsschutz kombinieren. Hier kommen oft Mauerwerk aus Porenbeton, Hohlblock oder Kalksandstein zum Einsatz. Zusätzlich wird eine Außendämmung (z.B.EPS‑Platten) hinter der äußeren Verkleidung angebracht.

Material und Baustoffe: Was macht eine Wand solide?

Die Wahl des Materials bestimmt, ob ein Bauteil die Kriterien einer Wand erfüllt. Zu den wichtigsten Baustoffen zählen:

  • Mauerwerk (Ziegel, Kalksandstein): hohe Tragfähigkeit, gute Wärmespeicherung.
  • Beton: höchster Druckfestigkeitswert, ideal für tragende Außenwände.
  • Gipskarton: leicht, schnell zu verarbeiten, perfekt für nicht tragende Innenwände.
  • Holzrahmen: flexibel, gut für Sanierungsprojekte, muss jedoch gegen Feuchtigkeit geschützt werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Oberflächenbehandlung - Putz, Tapete, Fliesen oder Fassadenbekleidung - die nicht die Grundfunktion einer Wand verändert, aber ihr Aussehen und ihre Langlebigkeit beeinflusst.

Praktische Beispiele aus Renovierung und Neubau

Stellen wir uns ein typisches Wohnhaus in Lübeck vor:

  1. Im Erdgeschoss soll ein offener Wohnbereich entstehen. Die bestehenden tragenden Wände aus Ziegel werden erhalten, weil sie die Last des Dachstuhls tragen. Diese Wände bleiben unverändert und gelten eindeutig als Tragende Wand.
  2. Der Küchenbereich benötigt eine neue Trennwand zum Esszimmer. Der Architekt empfiehlt eine nicht tragende Trockenbauwand aus Gipskarton (15cm), ergänzt durch eine Schallschutz‑ und Feuchteschutzschicht - klassischer Fall einer Nicht tragenden Wand.
  3. Die Außenfassade wird mit einer neuen Wärmedämmverbundsystem (WDVS) versehen. Die äußere Schicht besteht aus Porenbeton (Außenwand) und einer 150mm EPS‑Dämmschicht. Hier muss die Bauordnung die Mindestdämmwerte (U‑Wert≤0,24W/(m²K)) sicherstellen.

Diese Beispiele zeigen, dass die Definition einer Wand stark vom Verwendungszweck und den gesetzlichen Vorgaben abhängt.

Checkliste: Wann ist eine Wand eine Wand?

  • Sie trennt eindeutig zwei räumliche Bereiche.
  • Sie ist fest mit dem Baukörper verbunden (keine freistehende Trennscheibe).
  • Sie erfüllt die relevanten Bau‑ und Normvorgaben (Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz).
  • Falls sie Lasten trägt, liegt ein statischer Nachweis vor.
  • Das Material entspricht den üblichen Baustoffklassen für Wände (Mauerwerk, Beton, Gipskarton, Holz).

Erfüllt ein Bauteil alle Punkte, kann es rechtlich und technisch als Wand bezeichnet werden.

Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen

Wie unterscheidet man eine tragende von einer nicht tragenden Wand?

Eine tragende Wand übernimmt Lasten aus Decken, Dach oder darüber liegenden Geschossen und muss statisch nachgewiesen sein. Nicht tragende Wände dienen ausschließlich der Raumtrennung und erfordern keinen Nachweis der Belastbarkeit.

Muss jede Wand einen Brandschutznachweis besitzen?

Nicht jede Wand, aber in Wohn- und Geschäftsgebäuden gelten Mindest‑Feuerwiderstandsdauern (z.B.EI30 für Innenwände). Außenwände, die Fluchtwege berühren, müssen oft höhere Werte (EI60) erreichen.

Welche Materialien eignen sich für schalldichte Innenwände?

Gipskartonplatten mit schallabsorbierender Kernschicht, Holzrahmen mit Mineralwolle oder Massivziegel bieten hohe Schalldämmung. Der entscheidende Faktor ist die Dichte und die luftdichte Anschlussführung.

Wie wird die Feuchtigkeitsresistenz einer Außenwand geprüft?

Durch Messung des Wasserabzugsvermögens (Wärmeleitfähigkeits­wert U‑Wert) und den Einbau einer Dampfbremse oder -sperre. Die bauordnungsrechtliche Vorgabe für Wohngebäude liegt meist bei einem U‑Wert von ≤0,24W/(m²K).

Kann ich eine tragende Wand ohne Genehmigung entfernen?

Nein. Das Entfernen einer tragenden Wand erfordert immer eine statische Berechnung und die Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde. Ohne Nachweis drohen Kosten für Nachbesserungen und rechtliche Konsequenzen.

Marlene Wiesner

Marlene Wiesner

Ich bin Tischlerin mit über 20 Jahren Erfahrung und spezialisiere mich auf Innentüren. Neben meiner handwerklichen Tätigkeit schreibe ich leidenschaftlich gerne über meine Projekte und teile Tipps und Tricks.

Tischlerei Innentüren Einblick